Die Macht der Probiotika


 Gesundheit von Darm bis Zahnfleisch verbessern

Seit der Antike stellen Mikroorganismen einen unverzichtbaren Bestandteil der menschlichen Ernährung dar, und das hohe Maß an ihrem Verzehr erfolgt über natürlicherweise mikrobiell fermentierte Produkte mit massiven Mengen lebensfähiger nützlicher Mikroben, wie fermentierten Früchten, ihren Säften, fermentierten Tierprodukten und anderen Lebensmitteln verschiedener Herkunft. In der Geschichte haben Menschen unbewusst und ohne auch nur den Hauch einer Ahnung von der Existenz der mikrobiellen Welt Mikroben verwendet, um zahlreiche Lebensmittelprozesse in Gang zu setzen. Heutzutage gibt es eine riesige Auswahl an fermentierten Lebensmitteln und Flüssigkeiten, die etwa ein Drittel der weltweiten menschlichen Ernährung ausmachen. Im Jahr 2001 wurde der Begriff "Probiotika" von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell definiert. Demnach handelt es sich um Bakterien, die, wenn sie in ausreichender Menge verabreicht werden, die Gesundheit des Menschens verbessern. Besonders hervorzuheben sind die probiotischen Gattungen Lactobacillus und Bifidobacterium, die aufgrund ihrer Fähigkeit, harmonisch im menschlichen Körper zu existieren, im Gegensatz zu schädlichen Krankheitserregern, besonders häufig verwendet werden. Diese Mikroorganismen haben nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Fermentation von Milch und der Konservierung von Lebensmitteln über Jahrhunderte hinweg gespielt, sondern auch ein erstaunliches Potenzial zur Vorbeugung und Behandlung einer breiten Palette von Gesundheitsproblemen gezeigt, angefangen bei Durchfall bis hin zu entzündlichen Erkrankungen. 

Die Rolle von Probiotika in der Gesundheit

Potentiell histaminbildende Probiotika

Histaminabbauende Probiotika sind eine besondere Kategorie von Probiotika, die eine wichtige Rolle bei der Regulation von Histamin im Körper spielen. Histamin ist eine chemische Verbindung, die im menschlichen Körper vorkommt und an vielen physiologischen Prozessen beteiligt ist. Ein Ungleichgewicht im Histaminspiegel kann jedoch zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere bei Menschen mit Histaminintoleranz oder Histaminüberschuss. Die besondere Rolle von histaminabbauenden Probiotika besteht darin, Histamin abzubauen und den Histaminspiegel im Körper zu regulieren.

Dev, Shrabanti et al. untersuchte die Rolle von Histamin und Probiotika bei allergischen Reaktionen.

Histamin ist eine Substanz im Körper, die allergische Symptome verursacht, wie Niesen, laufende Nase und Juckreiz. Die Forscher untersuchten ein spezielles Probiotikum namens Lac-B. Dieses Probiotikum enthält Bifidobacterium infantis und Bifidobacterium longum.

Die Studie verwendete ein Rattenmodell für Nasenallergien, bei dem die Ratten dem allergieauslösenden Stoff TDI ausgesetzt wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass Lac-B die allergischen Symptome bei den Ratten verringerte. Bifidobacterium infantis und Bifidobacterium longum wirkten, indem es die Produktion von Histamin im Körper reduzierten. Histamin wird von bestimmten Zellen im Körper freigesetzt und verursacht allergische Symptome. Lac-B konnte die Produktion von Histamin verringern, was zu weniger allergischen Symptomen führte. Darüber hinaus zeigte die Studie, dass Lac-B die Aktivität von Proteinen, die die Produktion von Histamin steuern, reduzierte. Dies trug ebenfalls zur Verringerung der allergischen Symptome bei.

Insgesamt deutet die Studie darauf hin, dass Lac-B dazu beitragen kann, allergische Reaktionen zu reduzieren, indem es die Produktion von Histamin im Körper reguliert. Dies könnte eine vielversprechende Möglichkeit sein, Allergien zu behandeln oder zu verhindern.

Wenn ein Darmbefund einen Nachweis eines Histaminüberschusses (Histaminintoletanz) zeigt, sollten keine histaminbildenden Bakterien in einem Probiotikum enthalten sein.

HIstaminintoleranz wegen Histaminbildende Bakterien

Eine vermehrte Anzahl von histaminproduzierenden Bakterien im Darm, insbesondere Proteobakterien, könnte zur Entwicklung von Histaminintoleranz führen. In Studien wurde eine Dysbiose des Darmmikrobioms bei der Gruppe mit Histaminintoleranz festgestellt, die im Vergleich zu gesunden Personen einen signifikant niedrigeren Anteil an protektiven Darmbakterien wie Ruminococcus und Faecablibacterium prausnitzii aufwies. Ebenfalls wurde eine signifikant höhere Anzahl von histaminproduzierenden Bakterien beobachtet, darunter die Gattungen Proteus, Enterobacteriaceae sowie Enterococcus faecalis. Viele Bakterien aus den Gruppen Klebsiella, Morganella und Citrobacter sind ebenfalls in der Lage, Histamin zu produzieren, wobei dies pH-wertabhängig ist. Eine vermehrte Anzahl von histaminogenen Bakterien würde die Anhäufung hoher Histaminkonzentrationen im Darm begünstigen. Höhere Histaminkonzentrationen im Darm könnten zusätzliche Mastzellen anlocken und das Geschehen verstärken. Erhöhte Histaminkonzentrationen im Darm können ins Blut übergehen, insbesondere wenn das abbauende Enzym für Histamin, DAO (Diaminoxidase), fehlt, was zu histaminassoziierten Symptomen führen kann.

Da viele Menschen derzeit eine Überaktivität der Mastzellen zeigen und ein Überschuss an Histamin selbst bei Patienten mit Long Covid ein Problem darstellt, sollte die Wahl ihres Probiotikums sehr selektiv sein. Darauf werden wir in einem separaten Blog genauer eingehen

Selbst in verschiedenen anderen Anwendungsgebieten haben probiotische Interventionen gezeigt, wie sie Krankheiten verhindern und die allgemeine Gesundheit fördern können. Hier sind einige Bereiche, in denen Probiotika wirksam sind und wie sie sich auf unsere Gesundheit auswirken:


Probiotika spielen eine bedeutende Rolle bei der Prävention von akutem Durchfall, sei es Reisedurchfall, durch Antibiotika induzierter Durchfall oder Rotavirus-bedingter Durchfall bei Kindern. Spezifische probiotische Stämme helfen, das Gleichgewicht der Darmflora aufrechtzuerhalten und verringern dadurch die Wahrscheinlichkeit von Durchfallerkrankungen.

Für Menschen mit Morbus Crohn und entzündlichen Darmerkrankungen (CED) zeigen Probiotika vielversprechende Ergebnisse, indem sie zur Gesundheit des Darmmikrobioms beitragen und Entzündungen reduzieren können.

Die Herz-Kreislauf-Gesundheit kann von Probiotika profitieren, da sie nachweislich den Cholesterinspiegel senken und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren können.

Bestimmte Probiotika, insbesondere Lactobacilli, können Frauen vor Harnwegsinfektionen schützen, indem sie das Wachstum schädlicher Bakterien im Urogenitaltrakt hemmen und das Gleichgewicht der Vaginalflora erhalten.

Menschen mit Laktoseintoleranz können von Probiotika profitieren, da sie bei der Verdauung von Milchprodukten helfen, indem sie spezifische Enzyme produzieren, die die Verdauung von Laktose unterstützen.

Auch für die Mundgesundheit haben Probiotika Bedeutung. Sie können Karies vorbeugen, indem sie das Wachstum kariesverursachender Bakterien hemmen und das Gleichgewicht der Mundflora aufrechterhalten.

Probiotika wirken auf verschiedene Weisen im Körper:

1. Sie fördern das Wachstum nützlicher Bakterien im Darm und stärken somit die Darmgesundheit.

2. Probiotika konkurrieren um Lebensraum und Nährstoffe mit schädlichen Krankheitserregern, hemmen deren Wachstum und reduzieren dadurch das Infektionsrisiko.

3. Sie stimulieren das Immunsystem, was zu einer gesteigerten Produktion von antimikrobiellen Verbindungen führt und die Immunabwehr stärkt.

4. Probiotika können die Bindungsstellen von Krankheitserregern blockieren und so Infektionen verhindern.

5. Einige Probiotika können sich vorübergehend im menschlichen Körper ansiedeln und dadurch ihre positiven Effekte verlängern.

Häufige probiotische Stämme wie Bifidobacterium bifidum, B. breve, B. lactis und Lactobacillus acidophilus sind in verschiedenen Produkten weltweit zu finden, von Säuglingsnahrung bis zu Joghurt. Sie tragen zur Förderung der Darmgesundheit und des Mikrobiom-Gleichgewichts bei.

Besonders im Zusammenhang mit der Mundgesundheit haben Probiotika eine bedeutende Wirkung. Sie reduzieren Zahnfleischerkrankungen, bekämpfen Infektionen, verbessern die Parodontalgesundheit und reduzieren schlechten Atem, indem sie geruchsbildende Bakterien durch nützliche Stämme ersetzen. Diese vielseitigen Anwendungen machen Probiotika zu einem wichtigen Bestandteil einer gesunden Lebensweise und ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge.

Probiotika haben sich als unschätzbares Werkzeug zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden etabliert, angefangen bei der Verbesserung der Darmgesundheit bis hin zur Förderung der Mundhygiene. Ihre vielfältigen Vorteile machen sie zu einem entscheidenden Bestandteil moderner Ernährung und Nahrungsergänzung. Während die Forschung weiterhin neue Erkenntnisse in der Welt der Probiotika aufdeckt, bleibt ihr Potenzial zur Vorbeug

 

 

Dev, Shrabanti et al. “Suppression of histamine signaling by probiotic Lac-B: a possible mechanism of its anti-allergic effect.” Journal of pharmacological sciences vol. 107,2 (2008): 159-66. doi:10.1254/jphs.08028fp

Sumantri, Stevent, and Iris Rengganis. “Immunological dysfunction and mast cell activation syndrome in long COVID.” Asia Pacific allergy vol. 13,1 (2023): 50-53.

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